Kriege und Krisen 1618 - 1918
Konkrete Zeugnisse aus dem Bauernkrieg (1525) und dem 30-jährigen
Krieg (1618-1648) fehlen für Stebbach. Doch gilt als sicher, dass es hier
Kriegshandlungen gab und die Bevölkerung entsetzlich zu leiden hatte.
1622 befanden sich Truppen Tillys in der Eppinger Gegend. Sie hielten sich
durch Plünderung und Brandschatzung der umliegenden Dörfer ebenso
schadlos wie die später eintreffenden gegnerischen markgräflich-badischen
Truppen. Überliefert ist, dass die Stebbacher Grubenlöcher im Gewann
Altenberg angelegt hatten, um bei einem Angriff dort Schutz zu finden und
sich verstecken zu können. 1634 wurde die Mühle am Streichenberg ein Raub
der Flammen. Auch Stebbach soll gebrandschatzt und das Pfarrhaus zu einem
Aschenhaufen niedergebrannt worden sein. Ganze sieben Bürger (mit ihren
Familien) sollen das schreckliche Inferno aus Krieg, Seuchen und Hunger
überlebt haben.
Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) brachte erneut Plünderung und
Zerstörung über den Kraichgau. Ludwig XIV. hatte völlig unberechtigt
Erbansprüche auf die Kurpfalz erhoben und halb Westeuropa mit Krieg
überzogen. „Brulez le Palatina! Verbrennt die Pfalz!“, so lautete der Befehl,
den General Mélac umsetzen sollte. Noch im Spätjahr 1688 waren
französische Truppen in die Gegend um Stebbach vorgerückt. Mélac selbst
befand sich im Oktober 1688 in Eppingen, von wo er Dörfer plündernd und
brandschatzend ins Zabergäu zog. 1689 folgten die Reichstruppen mit
mehreren tausend Mann und 2500 Pferden. Sie mussten 7 Wochen lang
verpflegt und untergebracht werden. 1693 übergab der Kaiser den Oberbefehl
über die Reichstruppen an Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der unter
dem Beinamen 'Türkenlouis' in ganz Deutschland berühmt geworden war. Er
schlug sein Hauptquartier auf Stebbacher Gemarkung auf und ließ sofort mit
dem Bau einer Befestigungslinie zwischen Pforzheim und Neckargemünd, den
Eppinger Linien, beginnen. Nach Berichten des damaligen Stebbacher Pfarrers wurde 1694 in Stebbach nur ein
einziges Kind getauft, „...weyl alles in der Flucht wegen des Feindes gestanden“. Letztlich brachte der Bau der
Schanzen den gewünschten Erfolg, nämlich den Schutz der hinter den Linien liegenden Dörfer und Städte,
denn die Franzosen wagten keinen Versuch, die Eppinger Linien zu durchbrechen.
Während der Koalitionskriege (1792 - 1815) gegen das revolutionäre und später napoleonische Frankreich
war der Kraichgau immer wieder Aufmarsch- oder Durchmarschgebiet. Im Herbst 1799 und das ganze Jahr
1801 war Stebbach mit französischen Truppen belegt. Die siegreichen Franzosen ließen sich ihre Kriegskosten
bezahlen, an denen sich die Stebbacher mit 2000 Gulden beteiligen mussten, außerdem hatten sie die
Einquartierung von Soldaten bei freier Unterkunft und Verpflegung zu dulden und mussten für die Versorgung
der Tiere aufkommen. Verheerend endete dieser zweite Koaltionskrieg für die Kurpfalz. Sie hatte bereits im
ersten ihre rechtsrheinischen Gebiete an Frankreich verloren und musste mit dem 1803 gefassten
Reichsdeputationshauptschluss nun ihr staatliches Ende billigen. Stebbach kam an das neu gebildete
Fürstentum Leiningen. Die Herrschaft der Leininger währte allerdings nur wenige Jahre; bereits 1806 fiel der
Großteil des Fürstentums und mit ihm Stebbach an das Großherzogtum Baden.
Im März 1848 kam es im Kraichgau zu Hungerrevolten, ausgelöst durch die große Not der ländlichen
Bevölkerung. Sie markierten den Beginn der Badischen Revolution (1848/49). Nach der Niederschlagung
des ‘Hecker’-Aufstandes im April 1848 avancierte der Lehrer Georg Jakob Brian zum Vorsitzenden des
‘Demokratischen Volksvereins’, Bernhard und Hermann Kahn, die Söhne des Bettfedernfabrikanten Michael
Kahn, fungierten als Schriftführer. Als der preußische König im Mai 1849 die Kaiserkrone ablehnte, kam es in
vielen deutschen Ländern zu Unruhen. In der Festung Rastatt meuterten die Soldaten und kurz darauf fast das
gesamte badische Heer. Der Großherzog floh und überließ Baden den Revolutionären. In Stebbach wurde die
Bürgerwehr mit Uniformen und Waffen ausgerüstet. Am 13. Juni 1849 musste das 1. Aufgebot ausrücken, und
bereits tags darauf kam es bei Heidelberg zu ersten Kampfhandlungen mit dem von Preußen angeführten
Bundesheer, das der badische Großherzog zu Hilfe gerufen hatte. Die entscheidende Schlacht am 21. Juni
1849 bei Waghäusel endete mit der Niederlage des Revolutionsheeres. Am 24. Juni kamen die Preußen nach
Eppingen und Stebbach. Die Bürgerwehren wurden entwaffnet und das Gebiet bis 1852 militärisch besetzt.
Der Sieg der vereinten deutschen Truppen über Frankreich im deutsch-französischen Krieg (1870/71)
brachte die langersehnte Einigung Deutschlands. Von den 30 Stebbacher Soldaten ‘haben in dem Kriege gegen
Frankreich im Felde gedient 21 Mann, gefallen 1 Mann, verwundet und als Invalide anerkannt 1 Mann, an
Wunden gestorben keiner.’ Die Gründung des Deutschen Reiches und der erste große Sieg gegen Frankreich
versetzte die Bevölkerung in ein Gefühl der Hochstimmung, das in Stebbach mit der Gründung des
Kriegervereins (1875) ‘zum Zwecke der Unterhaltung und Belebung des militärischen Bewußtseins und des
kameradschaftlichen Geistes’ zum Ausdruck kam.
In den Stebbacher Archivbeständen lassen sich nur wenige Dokumente im Zusammenhang mit den
Geschehnissen während des 1. Weltkrieges (1914 -1918) finden. Der Krieg machte sich aber sofort durch die
Rekrutierung der jungen Männer und der Pferde, die man so dringend für die Feldarbeit benötigt hätte,
bemerkbar. Wegen des Rohstoffmangels wurden die Zinnpfeifen der Kirchenorgel, die beiden großen Glocken,
ja sogar die aus Hanf gefertigten Glockenseile der Stebbacher Kirche beschlagnahmt und für kriegswichtige
Zwecke eingesetzt.
Den Schrecken des Krieges erfuhren die Stebbacher an den einheimischen Opfern. 27 Gefallene oder
Vermisste musste das Dorf am Ende des Krieges beklagen. Lange geplante Gemeindevorhaben und
Infrastrukturmaßnahmen mussten um Jahrzehnte verschoben werden.
Informationen zum 2. Weltkrieg auf Seite Stebbach 1930 - 1945.