Die Stebbacher Kirche
Erste urkundliche Hinweise auf eine Kirche in Stebbach stammen aus dem
Jahr 1398 als Ravan von Mentzingen seine Patronatsrechte über die Pfarreien
Stebbach und Gemmingen an seinen Vetter Ulrich verlieh. Das Patronat, also
die Schirmherrschaft über die Kirche, war in Stebbach verbunden mit dem
Einzug des ‘Großen Zehnten’ und mit dem Recht, den Pfarrer bestimmen und
einsetzen zu dürfen, aber auch mit der Pflicht, diesen zu alimentieren und die
Kirche zu bauen und instand zu halten.
Das Patronat wechselte mehrmals und gelangte schließlich an die Grafen von
Degenfeld-Schonburg, die es, obwohl katholisch, als Präsentationsrecht heute
noch wahrnehmen können, wenn ein evangelischer Pfarrer eingesetzt wird.
Die Stebbacher Kirche ist dem heiligen Georg geweiht
und war ursprünglich Filiale von Gemmingen, später als
reformierte Kirche eine Filiale von Schluchtern.
In der Zeit von 1545 bis zum Ende des 30-jährigen
Krieges 1648 wechselte das Bekenntnis in der Kurpfalz
und damit auch in Stebbach zehnmal zwischen
katholisch, lutherisch und letztlich reformiert (nach
Calvin).
Seit 1547 tönte eine Glocke vom damals hölzernen
Turm. In die Kanzel ist die Jahreszahl 1585 eingehauen.
Schon mindestens seit 1564 wird in Stebbach das
Kirchweihfest begangen und zwar "uf deß heilig Creitzes
Dag" also am Tag des Heiligen Kreuzes, 'Kreuzerhöhung' genannt, am 14.
September oder am Sonntag danach.
Das älteste Kirchenbuch stammt aus dem Jahre 1708 und reicht zurück bis
1675 ... “Anno 1675, 26. Augusti, ist Hans Burckhard, und Elisabeth, seiner
ehelichen Hausfrau, ein Söhnlein getauft, und Jacob genannt worden”, lautet der erste Eintrag.
1773 musste die baufällige Kirche renoviert werden. Obwohl nicht zuständig, übernahm die Gemeinde die
Baulasten. Nach jahrzehntelangem Streit mit der Grundherrschaft bekam die Kirche 1818 schließlich ihren
steinernen Glockenturm. 1936 ging das Eigentum am gesamten Kirchengebäude an die evangelische
Kirchengemeinde über. Seit 1960 hat Stebbach - obwohl als Pfarrei nicht aufgelöst - keinen eigenen Pfarrer
mehr und wird wie vor 500 Jahren von Gemmingen aus versorgt.
Die Stebbacher Schule
In der Kurpfalz befand sich das Schulwesen über Jahrhunderte hinweg in
einem beklagenswerten Zustand. Wie überall war es aus kirchlichen Ursprüngen
hervorgegangen und ein Anhängsel der Kirche geblieben. Das Schulmeisteramt
entwickelte sich aus dem Aufgabenbereich des Pfarrers, der die Kinder zu
unterweisen hatte. Nach und nach übertrug er diese Pflicht seinem Gehilfen, dem
Mesner. Dem Schuldiener, wie ein Lehrer damals allerorten genannt wurde,
verblieben nach seiner Einsetzung neben seiner unterrichtlichen Tätigkeit die
kirchlichen Hilfsdienste im Mesneramt, das er bis in die zweite Hälfte des 19.
Jahrhunderts bekleidete. Seine Aufgaben bestanden im Glockenläuten und
Orgelspielen. Vor Ort übte der Pfarrer die Schulaufsicht aus, gleichzeitig war er
unmittelbarer Vorgesetzter des Lehrers. Wann und wo in Stebbach die erste
Schule eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. Aber aus einem Protokoll des
Presbyteriums der Kirchengemeinde weiß man, dass bereits im Jahre 1586 Unterricht durch den Pfarrer erteilt
wurde.
Nach dem 30-jährigen Krieg gingen die Stebbacher Kinder in Gemmingen zur Schule. 1675 schließlich
übertrug die damalige Grundherrschaft, die raugräfliche Familie von Degenfeld, das Amt des Schulmeisters in
Stebbach an Kilian Kesselring. Als ältestes Schulhaus gilt ein 1717 von der Grundherrschaft in Bauauftrag
gegebenes Gebäude, dessen Eingangsbalken das Foyer des heutigen Schulhauses ziert. 1788 gingen bereits
über 100 Kinder in die Stebbacher Schule.
Wie in allen kurpfälzischen Landgemeinden darbten die Schulmeister auch hier in großer Not. Erst mit der
Zugehörigkeit zu Baden änderte sich langsam innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte ihre Situation. Das
Schulwesen wurde reformiert und verstaatlicht, die Schulpflicht eingeführt und Lehrpläne beschrieben, was die
Schüler lernen sollten. Von 1724 bis 1849 besetzte die Grundherrschaft das Schulmeisteramt ausschließlich
mit Mitgliedern der Familie Brian, die aus Wallonien eingewandert war. Unterricht fand ursprünglich nur im
Winterhalbjahr statt, weil die Kinder im Sommer als wichtige
Arbeitskräfte bei der Ernte helfen mussten und man auf sie nicht
verzichten konnte. 1835 befand sich das Schulhaus im
Keltergebäude, das später als Rathaus und Feuerwehrgerätehaus
genutzt wurde. Die schulbaupflichtige Grundherrschaft musste
nach langem Rechtsstreit das 1834 errichtete Rentamt seit 1846
als Schule zur Verfügung stellen.
Von 1968 an erfolgte die schrittweise Auflösung der Stebbacher
Schule, die am 31. Juli 1974 mit einer vorläufigen Schließung
endete. Dem engagierten Einsatz Stebbacher Eltern ist es zu
verdanken, dass zumindest die Grundschüler seit 1987 im
renovierten Schulhaus wieder unterrichtet werden können.